Gated - Die letzten 12 Tage by Parker Amy Christine

Gated - Die letzten 12 Tage by Parker Amy Christine

Autor:Parker, Amy Christine [Parker, Amy Christine]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Jugend
ISBN: 9783423425261
Google: Qy1FBAAAQBAJ
Herausgeber: Deutscher Taschenbuch Verlag
veröffentlicht: 2014-08-21T22:00:00+00:00


Diese Welt birgt eine Fülle flüchtiger Vergnügungen.

Ich wäre ein Narr, das zu leugnen.

Aber wie, frage ich Sie, sollen sie jemals wirklich Bestand haben

gegen ein langes und sicheres Leben?

Pioneer, Gemeindeführer

17

Die Fahrt in die Stadt dauert ewig. Unterwegs gibt es nicht viel zu sehen, nur einen Streifen aus Staub und dann Teer, der sich durch Gras und Bäume windet. Hin und wieder sieht man andere Autos, aber nicht genug, um das Gefühl zu haben, wir seien nicht die Einzigen auf der Straße. Ich habe mein Skizzenheft und ein paar Kreidestifte eingesteckt, werde sie aber wohl erst herausholen, wenn wir fast da sind. Hier gibt es nichts zu zeichnen. Fürs Erste lehne ich mich zurück, schließe die Augen und stelle mir vor, was Will und Marie zu Hause gerade tun. Ich trommle mit den Fingern gegen die Scheibe und versuche mir keine Sorgen darüber zu machen, dass ich so weit von ihnen fort bin – und vom Silo.

Vor knapp zwei Wochen waren wir draußen in der Prärie beim Schießtraining. Seltsam, wie anders jetzt alles ist. Ich bezweifle, dass es noch weitere Schießtrainings geben wird. Wenn wir zurückkommen, wird Pioneer die Siedlung mehr oder weniger dichtmachen. Die Zeit zum Üben ist offiziell vorbei. Es gefällt mir nicht, wie endgültig sich heute alles anfühlt. Und jede Meile, die wir zwischen uns und Mandrodage Meadows bringen, steigert meine Unruhe. Es ist, als könnte ich den Atem des Untergangs bereits im Nacken spüren.

Als wir nach Culver Creek kommen, liefern wir als Erstes die Möbel ab. Ich mache ein paar schnelle Skizzen von den Männern, die Dad beim Abladen helfen, und versuche die Leute zu zeichnen, die mir in der Stadt begegnen. Es ist wesentlich angenehmer, mich auf die Wölbung der Stirn eines Menschen zu konzentrieren oder auf das Grübchen in seinem Kinn als auf die Vorstellung, dass er demnächst tot sein wird, selbst wenn er ein böser Mensch ist.

Mom und ich warten im Wagen. Wir haben die Fenster herabgelassen, aber es ist trotzdem extrem heiß. Ich wünschte, wir könnten die Klimaanlage anschalten, doch Pioneer will nicht, dass wir den Motor laufen lassen. Er meint, jemand könne uns im Transporter entführen, wenn wir das tun. Es sei sicherer, wenn er ausgeschaltet sei und mein Dad die Schlüssel bei sich trage.

Mom hat ein Buch mitgebracht, um sich die Wartezeit zu vertreiben, eine Sammlung von Gedichten. Das Lesen entspanne sie, meint sie sonst, heute jedoch streichen ihre Finger unentwegt über die obere rechte Seitenecke. Das leise tschk, tschk, tschk beim Umblättern erinnert mich an einen tropfenden Wasserhahn und macht mich wahnsinnig, doch ich bitte sie nicht, damit aufzuhören. In ihrer derzeitigen Stimmung würde sie mir sonst womöglich den Kopf abreißen.

Nachdem die Möbel abgeladen sind, kehren wir auf die Hauptstraße zurück und fahren zu Walmart, wo wir den Großteil dessen, was auf unserer Vorratsliste steht, auf einmal bekommen können. Pioneer hält es für den perfekten Ort zum Einkaufen, weil es weit und breit der einzige große Supermarkt ist. Ganze Heerscharen von Leuten kaufen dort ein, daher ist es unwahrscheinlich, dass wir mit unserem Einkauf Aufsehen erregen – selbst wenn wir jedesmal mehrere Einkaufswagen füllen.



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